Jüdisches Museum – So sieht der Neubau von Daniel Libeskind aus Zwei Jahrtausend deutsch-jüdische Geschichte
Jüdisches Museum Berlin Kreuzberg an der Lindenstraße 9-14. Das 1999 eröffnete Museum ist das größte seiner Art in Europa und befasst sich mit der über 1.700 Jahre langen deutsch-jüdischen Geschichte. Dabei stellt das Haus alle Höhen und Tiefen dieser wechselseitigen Beziehung dar und bringt dem Besucher auch die jüdische Kultur und Gegenwart näher. Mit über 2.000 Menschen pro Tag, zählt es zu den am meisten besuchten Museen der Hauptstadt. Dabei umfasst der Museums-Komplex sowohl das alte Kollegienhaus, den Libeskind Anbau, als auch die gegenüberliegende W. Michael Blumenthal Akademie.
Die Idee zur Neugründung des Jüdischen Museums
Bereits in den 30er Jahren gab es ein Jüdisches Museum in Berlin. Das Gebäude befand sich gleich links neben der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße 31. Nur sechs Tage vor der Machtergreifung des NS-Regimes im Jahr 1933, feierte man die die Eröffnung. Jedoch ließ es die Geheime Staatspolizei bereits fünf Jahre später wieder schließen und das Inventar beschlagnahmen. Teile des Inventars befinden sich heute im Skirball Cultural Center in Los Angeles sowie im Israel-Museum in Jerusalem. Ab 1971 entstand bei der Feier zum 300. Jahrestag der Jüdischen Gemeinde Berlin, die Idee zur Neugründung eines Museum. In der Folge wurde aus der „Jüdischen Abteilung“ des ehemaligen „Berlin-Museums für Berliner Geschichte“ das neue „Jüdische Museum“.
Der Altbau: Das ehemaliges Kollegienhaus
Der ältere Teil des Museum befindet sich im ehemaligen preußischen Kammergericht. Das letzte erhalten Barockpalais in der historischen Friedrichstadt wurde 1735 nach einem Entwurf von Philipp Gerlach errichtet und beinhaltete ab 1913 die oberste Verwaltungsbehörde der evangelischen Kirche (Konsistorium). Nach Kriegszerstörungen ließ man es im Jahr 1969 wieder aufbauen. So dann befand sich hier das stadtgeschichtliche „Berlin Museum„. Dreißig Jahre später übergab die „Stiftung Stadtmuseum Berlin“ das Gebäude dem neu gegründeten „Jüdischen Museum„.
Das Kollegienhaus und das Café Schmus
Nachdem der neue Museums-Anbau von Liebeskind fertig gestellt wurde, erhielt auch das Kollegienhaus eine Erweiterung. Am ehemaligen Ehrenhof auf der Rückseite des Kollegienhaus, entstand der Glashof. Auch er wurde nach einem Libeskind Entwurf „Sukkah“ erstellt. Es handelt sich um ein 670 m² große Glasdach, das den U-förmigen Innenhof des Altbaus überspannt und abschließt. Im Altbau befinden sich heute die Kasse, Garderobe, Information, der Museumsshop als auch das Café Schmus. Der anliegende Garten ist hingegen ein Werk der Landschafts-Architekten Hans Kollhoff und Arthur Ovaska.
Der Libeskind Anbau
Für die Erweiterung des Berlin Museum „Abteilung Jüdisches Museum“ wurde ein Architekten-Wettbewerb ins Leben gerufen. Auch der bekannt Architekt Daniel Libeskind gab einen Entwurf ab. Er nannte ihn „Between the Lines“ (Zwischen den Linien). Im Jahr 1989 erhielt der Architekt von der Jury tatsächlich den Zuschlag für den Anbau. Zehn Jahre darauf konnte das markanten Gebäude mit seiner Titan-Zink-Fassade, fertig gestellt werden.
Von oben betrachtet, sieht das Haus aus wie eine Zickzacklinie. Inspiration für seinen Entwurf fand Daniel Libeskind in Berliner Persönlichkeiten wie Paul Celan, Max Liebermann und Heinrich von Kleist. Daneben bezog er weitere Anregungen in der unvollendeten Oper „Moses und Aron“ des Komponisten Arnold Schönberg. Aber auch das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Judenverfolgung sowie Walter Benjamins Essays „Einbahnstraße“ wurden von Libeskind genannt.
Daniel Libeskind gab seinem Entwurf den Namen „Between the Lines“ (Zwischen den Linien)
Das Jüdische Museum als Bild für dein Zuhause
Verschönere dein Zuhause mit Motiven aus Berlin. Wähle aus verschieden Aufnahmen und lass dir das Bild auf Leinwand oder im Holzrahmen liefern. Alle Motive sind original made by Berlinbilder.net.
Im Inneren des Libeskind Haus
Über das Untergeschoss des Kollegienhaus gelangst du in den Liebeskind Anbau. Hier kreuzen sich drei schiefe sowie sich kreuzende Achsen, die für die Entwicklung jüdischer Lebensgeschichten in Deutschland stehen.
Die drei Achsen im Jüdischen Museum Berlin lauten:
- 1. Achse der Kontinuität
- 2. Achse des Exils
- 3. Achse des Holocaust
1. Achse der Kontinuität
Über die Achse der Kontinuität kommst du direkt in die höher gelegenen Dauer- und Sonderausstellungen. Auf Etage eins und zwei geht es um die bereits „2.000 Jahre währende deutsch-jüdische Geschichte“. Einer überaus sehenswerten und informativen Ausstellung, die im Mittelalter beginnt und bis zur heutigen Zeit reicht. In der Ausstellung lernst du viele berühmte Persönlichkeiten wie Emil Rathenau, dem Gründer der AEG in Berlin Köpenick kennen. Doch auch wechselnde Ausstellungen werden hier gezeigt.
2. Achse des Exils
Von der Achse des Exils gelangst du aus dem Gebäude in den Garten des Exils. Einem von Betonmauern umgebenden Garten mit einer Ölweide, als Symbol für Frieden und Hoffnung. Der Garten verweist auf die Haltlosigkeit und Desorientierung als Emigrant nach der Vertreibung jüdischer Mitbürger aus aus ihrer Heimat Deutschland.
3. Achse des Holocaust
Die Achse des Holocaust endet hingegen direkt im Holocaust-Turm. Einen dunklen, kalten und beklemmenden Gedenkraum. Lediglich über eine schmale Spalte in der hohen Decke fällt etwas Tageslicht in den Raum.
Das Rafael Roth Learning Center
Am Kreuzungspunkt der drei Achsen befand sich bis Ende März 2017 das Rafael Roth Learning Center. Mit Hilfe vielfältiger Medien, Dokumente, Objekte, Filme, Tonaufnahmen sowie interaktive Spiele, wird die Vielfalt und Wechselhaftigkeit der jüdischen Geschichte in Deutschland gezeigt.
Voids
An mehreren Kreuzungspunkten wird der Libeskind Neubau von vertikalen Schächten genannt „Voids“ durchzogen. Diese durchziehen das Gebäude vom Untergeschoss bis zur Decken. Mit den Voids greift Daniel Libeskind die physische Leere auf, die durch die Vertreibung, Zerstörung und Ermordung jüdischen Lebens in Deutschland entstanden sind.
W. Michael Blumenthal Akademie
Der gegenüberliegende Neubau der Akademie entstand im Jahr 2012 in der ehemaligen Blumengroßmarkthalle von 1922. Es ist nach dem Gründungsdirektor des Jüdischen Museum benannt. Das Haus am Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz beherbergt einen Veranstaltungssaal, das Archiv sowie eine Bibliothek und Lesesaal. Es ist ein Ort der Forschung und Diskussion und bietet Workshops für Kinder und Lehrer.
Der Architekt Daniel Libeskind
Libeskind wurde 1946 in Łódź in Polen geboren. 1957 emigrierten seine Eltern nach Israel. Er selber wohnt seit 1960 in den USA und hält die amerikanische Staatsbürgerschaft. Zum Studium der Architektur verschlug es den passionierten Akkordeonspieler an die „Cooper Union for the Advancement of Science and Art“ in New York City und die „Universität von Essex“. Im Jahr 1989 gründete
Libeskind sein Architekturstudio „Studio Daniel Libeskind“ in Berlin. Vier Jahre später gewann er die Ausschreibung zum Neubau des World Trade Centers. Liebeskind Arbeiten finden sich in Gebäuden wie dem Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück und dem Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden wieder. Aber auch das Denver Art Museum und das Imperial War Museum in Manchester gehen auf seine Entwürfe zurück. Der Architekt hält einen Ehrendoktortitel der Humboldt Universität in Berlin und gibt Vorlesungen an verschiedenen Hochschulen wie der Leuphana Universität in Lüneburg.
Daniel Libeskind Foto von Bundeswehr-Fotos Wir.Dienen.Deutschland. / CC BY 2.0
Ein Kommentar