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Im Innern des Olympiastadion – Der Schatten der NS-Zeit 100 Jahre Sportgeschichte in Ruhleben

Das Olympiastadion Berlin wurde 2004 für die FIFA WM in Deutschland modernisiert. Das Fundament steht auf dem ehemaligen Deutschen Stadion von 1913. Heute trägt hier der Bundesligist Hertha BSC Berlin seine Heimspiele aus. Außerdem findet hier das jährliche DFB Pokalfinale statt sowie Konzerte von Größen wie Rammstein oder den Rolling Stones.

Pferderennen im Union Klub

In der aufstrebenden Weltstadt Berlin suchen die Schönen und Reichen im 19. Jahrhundert nach Zerstreuung. Profitieren tut hiervon die Pferderennbahn im Hoppegarten im Osten der Stadt. Bereits seit 1869 finden hier im Union Klub Rennen statt. Allerdings stellt sich die lange Anreise von fast zwei Stunden für viele als hinderlich dar. Der Besucherandrang geht in der Folge zurück. Der Klub versucht entgegen zu steuern und such nach einem alternativen Rennbahn-Gelände nahe dem Zentrum. Fündig wird man in Ruhleben. Auf dem Pachtgelände entsteht daraufhin eine Rennbahn die von 1884-1893 genutzt wird.

Karte Olympiastadion Berlin
Karte Olympiastadion Berlin

Kaiser Wilhelm II. schaltet sich ein

Stadion vom Berliner Funkturm aus gesehen
Stadion vom Berliner Funkturm aus gesehen

Dank des Staatssekretärs Victor von Podbielski findet der Union Klub schließlich um 1906 sein neues Zuhause im Grunewald. Doch längst hat sich die Beliebtheit von Pferdewetten auch beim „breiten Volk“ herumgesprochen. Vorbei ist es mit der Exklusivität. Ausgerechnet jetzt schaltet sich Kaiser Wilhelm II. ein und verspricht dem Berliner Volk einen Volkspark im nördlichen Grunewald.

   

Dieser sollte „allgemeinen sportlichen Zwecken“ dienen. Zu dieser Zeit existieren an diesem Ort bereits diverse Spielplätze. Unter dem Architekten Otto March wird die Berliner Grunewald Rennbahn feierlich für 40.000 Zuschauer eröffnet. Anbei das Olympiastadion Berlin vom Funkturm aus gesehen.

Das Kaiserreich erhält den Zuschlag für Olympia

Deutsches Stadion im Jahr 1913
Deutsches Stadion im Jahr 1913

Im Jahr 1912 ist es so weit. Das Deutsche Kaiserreich erhält den Zuschlag für die Olympischen Spiele im Jahr 1916. Wieder ist Podbielski gefragt. Er sichert die Finanzierung eines neuen Stadions in Höhe von 2,25 Mio. Reichsmark auf dem bisherigen Rennbahn Grunewald. Die Einweihung des „Deutschen Stadion“ am 8. Juni 1913 erlebt der Architekt Otto March leider nicht mehr. Seine Söhne werden jedoch noch eine wichtige Rolle spielen. Der 1. Weltkrieg lässt den Traum von Olympia platzen, das Stadion verkommt zum Lazarett.

Das Deutsche Sportforum entsteht

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Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen (DHfL) wird 1920 in der heutigen Humboldt-Universität gegründet. Neue Räume und Hallen für diverse Sportarten werden nun benötigt. Als Lösung entsteht unter Werner und Walter March das „Deutsche Sportforum“, ein Gebäudekomplex nördlich des Stadions. Paul von Hindenburg ist bei der Grundsteinlegung im Jahr 1925 zu Gast.

   

Das Thema Olympia ist jedoch noch nicht vom Tisch. Schon plant man den Ausbau des Stadions auf 65.000 Zuschauer. Doch dann kommt die Weltwirtschaftskrise dazwischen und Millionen Menschen werden in kurzer Zeit arbeitslos.


Das Olympiastadion Berlin in Zahlen:

  • Sitzplätze: 74.475 (36.455 Oberring, 38.020 Unterring)
  • Dachfläche: 42.000 qm (Glasfläche: 6006 qm)
  • Dachstützen: 20 (Außenstützen: 132)
  • Höhe: 16,37 m (21,26 m mit Attika)
  • Gewicht Dach: 3.500 Tonnen
  • Logen: 52 (+3 Executive Clubs, +13 Skyboxen)
  • Anzahl Flutlichter: 155 Strahler zu je 2.000 Watt
  • Größe Anzeigetafel Ostkurve: 137,28 Quadratmeter
  • Größe Anzeigetafel Haupttribüne, Gegengerade: 81,60 Quadratmeter
  • Anzahl Lautsprecher: 180 Stück
  • Lautstärke der Lautsprecher: 112 Dezibel, 150.000 Watt
  • Anzahl Kioske: 24 (+12 Mobile, 1 Restaurant)

Das NS-Regime missbraucht Olympia für seine Zwecke

Olympiastadion Berlin im Jahr 1936
Olympiastadion Berlin im Jahr 1936

Kaum sind die Auswirkungen der Krise unter Kontrolle, da erhält das Deutsche Reich den Zuschlag für die Spiele im Jahr 1936. Das IOC ist begeistert von den Sportstätten und der Stimmung im Reich. Sechs Millionen Reichsmark werden für das Projekt mit dem Namen „Reichssportfeld“ bereitgestellt. Die Pläne der Brüder March sehen vor, das alte „Deutschen Stadions“ durch ein neues Stadion zu ersetzen. Hinzu kommen ein Olympischer Vorplatz, das Aufmarschgelände Maifeld mit Führertribüne, ein Glockenturm, der Coubertinplatz sowie das Olympia-Schwimmbecken. Die Fertigstellung sollte nur 28 Monate dauern.


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Der Anfang vom Ende naht 

Zu den friedlichen olympischen Spielen von 1936 kamen 3.956 Sportler aus 49 Ländern nach Berlin. Den größten Ruhm erlangte der US-Amerikaner James Cleveland Owens, genannt „Jesse“ mit vier Goldmedaillen. Die Nationenwertung gewann Deutschland vor den USA mit 33 Goldmedaillen.

Im folgenden und verheerenden 2. Weltkrieg, fanden noch Kriegsmeisterschaften, HJ- und Wehrmachtssportfeste auf dem Gelände statt. In den bombensicheren Katakomben montierte jedoch bereits die Firma Blaupunkt hier Zünder für Flugabwehrkanonen gegen alliierte Bomber über der Stadt. Munition und Lebensmittel werden ebenfalls eingelagert. Final vereidigt das NS-Terrorregime hier am 12. November 1944 noch die letzten Aufgebote an Hitlerjungen. Gewissenlos, schickt man sie dann in den sicheren Tod bei der Verteidigung einer sinnlosen Brücke gegen die Rote Armee.

Der Neubeginn am Olympiastadion Berlin

Olympiastadion Berlin im Jahr 1974
Olympiastadion Berlin im Jahr 1974

Das Gelände war Kampfhandlungen und Bombenkratern gezeichnet. Der Glockenturm des Maifelds brannte aus, nachdem das Feuer aus der Tribüne, in der das Reichsfilmarchiv eingelagert war, übersprang. Schließlich übernahm die britische Armee das Areal von den russischen Streitkräften. In der Folge wurde das Reichssportfeld in „Olympiastadion“ umbenannt und die Führerloge verkleinert. Nach der notwendigen Sprengung des Glockenturms erfolgte dessen Wiederaufbau. In der der dahinterliegenden Waldbühne trug der Boxweltmeister Max Schmeling am 31. Oktober 1948 seinen letzten Kampf aus. 1966 wird eine neue Flutlichtanlage mit vier 88 Meter hohen Masten in Betrieb genommen sowie die Aschenbahn durch eine aus Kunststoff ersetzt. In Folge der Fußball-WM 1974 werden die Haupttribünen teilüberdacht.

Das heutige Erscheinungsbild des Olympiastadion Berlin entsteht

Berliner Olympiastadion im Jahr 2006
Berliner Olympiastadion im Jahr 2006

Die Berliner Mauer fällt. Mit ihr ziehen nach fast 50 Jahren die britischen Streitkräfte 1994 aus ihrem Hauptquartier am Olympiastadion aus. Eine Gedenktafel am Adlerplatz erinnert an die Abzugsfeier unter John Major. Sechs Jahre später ist es dann soweit.

Der Spatenstich zum Umbau des maroden Berliner Olympiastadions zum heutigen Erscheinungsbild erfolgt. Auch Bundeskanzler Schröder und Berlin Bürgermeister Diepgen sind vor Ort. Das Stadion wir um 2,65 Meter abgesenkt, es wird eine neue Beleuchtung installiert und ein U-förmiges Glasdach entsteht.

Nach vier Jahren Umbauzeit und 242 Mio. Umbaukosten wird das Stadion im Jahr 2004 feierlich eröffnet. Die Arena fasst nun bis zu 74.475 Sitzplätze und ist damit das drittgrößte Stadion nach München und Dortmund. Der vorzeitige Höhepunkt war jedoch das Finale der Fußball Weltmeisterschaft am 9. Juli 2006 zwischen Italien und Frankreich, welches die Squadra Azzurra gewann.

Blick von der Haupttribüne
Blick von der Haupttribüne
Panoramablick im Stadion
Panoramablick im Stadion

Heutige Nutzung der Sportstätten

Seit dem Jahr 1963 trägt der Bundesliga Verein Hertha BSC Berlin hier seine Heimspiele aus. Auch das Finale des Bundesliga DFB Pokals sowie die ISTAF Leichtathletikveranstaltung werden im Berliner Olympiastadion ausgetragen.

Weitere Highlights sind Konzerte von Größen wie den Rolling Stones, Rammstein, Pink Floyd, einer Heiligen Messe oder des ökumenischen Kirchentags.

Hier findest du das Olympiastadion Berlin auf der Karte: 

Quelle: U. a. Berliner Olympiastadion

Christoph Janß

Hallo, ich bin Chris, Tourismus Blogger und Hobbyfotograf aus dem schönen Hamburg. Ich habe ein Faible für Geschichte, Architektur sowie Naturaufnahmen. Als Freelancer und Marketer helfe ich Kunden bei ihrem Marketing.

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