Für wen wurde der Französischer Dom erbaut? Gotteshaus auf Gendarmenmarkt in Berlin Mitte
Auf dem Gendarmenmarkt in Berlin Mitte gleich gegenüber dem Deutschen Dom liegt der Französischer Dom. Es handelt sich hierbei um die Kuppel, die sich rechts neben der Französischen Friedrichstadtkirche befindet. Die Kuppel entstand zwischen den Jahren 1780 und 1785 nach Plänen des Architekten Carl von Gontard und Georg Christian Unger zurück. Den Turm ließ man in den Jahren 1981 bis 1982 rekonstruieren, nachdem er 1944 bei einem Luftangriff zerstört wurde. Im Zuge der letzten Sanierung von 2004
bis 2006, wurde auch das Glockenspiel erneuert. Dabei ließen die ehemaligen Glockengießermeister Franz Peter Schilling und Margarete Schilling 60 neue Bronze-Glocken einbauen.
Der Glaubenssatz des „Merkantilismus“ führt zu Preußens Aufschwung
Um das Jahr 1701 erfuhr der preußische „Merkantilismus“ seinen Aufschwung. Das Wort findet seinen Ursprung im französischen „mercantile“ für „kaufmännisch“ und bezeichnet die Epoche des christlich-europäischen Frühkapitalismus. Damit verbunden war das Bedürfnis, die Ausgaben des Staates (Heer, Hofhaltung, Beamten) durch sichere Steuereinnahmen zu decken. Preußen war jedoch nur spärlich besiedelt und so wurden neue Siedler aus dem Ausland angeworben. Unter dem „Edikt von Potsdam“ (auch Toleranzedikt, Erlass) gewährte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg religiös verfolgten französische Hugenotten (Protestanten) Schutz. Viele Hugenotten kamen daraufhin aus Frankreich und siedelten sich in Berlin und der Umgebung an. Sie brachten viel Wissen und handwerkliche Fähigkeiten mit.
Die „Friedrichstadt“ wird 1688 gegründet
Um Platz für neue Einwohner zu schaffen, ließ der preußische König Friedrich I. im Jahr 1688 die sogenannte „Friedrichstadt“ (nach Friedrich I.) gründen. Die Friedrichstadt war wie die Dorotheenstadt ein neuer Stadtteil westlich der Festungsmauer. Auffällig waren ihre die rechtwinklig angelegten Straßen. Die rechtwinklig angelegte Neugründung liegt im heutigen Berlin Mitte und erhielt 1691 das Stadtrecht. Viele Glaubensflüchtlinge aus Frankreich lebten hier. Im katholischen Frankreich wurden die Hugenotten wegen Ihrer Religion verfolgt. Der ehemalige Große Kurfürst war selbst ein Anhänger des lutherischen Calvinismus. Dieser entwickelte sich aus dem Protestantismus heraus. 1685 sicherte er französischen Protestanten im „Edikt des Großen Kurfürsten“ von Potsdam Glaubensfreiheit in Preußen zu. Über 20.000 Franzosen folgten seinem Aufruf und zogen nach Berlin und Brandenburg.
20.000 Hugenotten kommen nach Preußen
Der Kurfürst sah in der Gruppe der Hugenotten willkommene Einwanderer für sein unterentwickeltes Land. Zudem befanden sich viele gut ausgebildete Handwerker unter den Hugenotten, die er für die Entwicklung Brandenburgs nach den Zerstörungen des 30. Jährigen Krieges dringend brauchte. Um möglichst viele Glaubensflüchtlinge zu gewinnen lockte er diese mit der Befreiung von Steuern und Zöllen sowie Subventionen für Firmen an. 20.000 von ihnen immigrierten schließlich nach Brandenburg und die Einwohnerzahl Berlins stieg um ein Drittel an. Es war die zweite wirtschaftlich bedeutsame Einwanderungswelle nach Aufnahme von verfolgten Juden aus Österreich im Jahr 1671.
Die französischen Hugenotten erhalten eine eigene Kirche
Auf dem Gendarmenmarkt befindet sich heute auch die Französische Friedrichstadtkirche. Sie wurde für die französischen Glaubensflüchtlinge der Hugenotten errichtet. Die Pläne gehen auf den Baumeister Jean Louis Cayart, die Umsetzung erfolgte durch Abraham Quesnay. Für den Bau der neuen Kirche akzeptierten die Hugenotten Ihren hier befindlichen Friedhof zu versetzen. Im Jahr 1780 erfolgte die Grundsteinlegung und vier Jahre später konnte das Gotteshaus bereits fertig gestellt werden. Doch bereits 1785 veranlasste der preußische König Friedrich II. die Umgestaltung des Gendarmenmarkt mit zwei zusätzlichen Kuppel-Türmen. In der Folge erhielt die Friedrichstadtkirche an der Ostseite einen markanten Turm nach Plänen von Carl von Gontard und Christian Unger. Dieser wird wegen seiner beeindruckenden Kuppel auch „Französischer Dom“ genannt. Das französische Wort „dôme“ heißt auf deutsch „Kuppel“.
Carl Philipp Christian von Gontard
Gontard war ein 1731 in Mannheim geborener Sohn französischer Einwanderer. Die hugenottische Familie Gontard entstammt väterlicherseits aus dem südost-französischen Dauphiné. Sein Vater war Ballettmeister und Protestant und zog aus Glaubensgründen von Frankreich nach Bayreuth. Er erhielt eine Anstellung am Hofe der Schwester Friedrichs des Großen. Der junge Sohn Christian erhielt dort die Möglichkeit, von Sempier und Richter in die Architektur eingeführt zu werden. In Paris ging er anschließend zur Architekturschule von Jacques-François Blondel. 1750 trat Gontard in den Dienst des Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, wo er eine Anstellung im fürstlichen Hofbauamt erhielt und später sogar Hofbauinspektor und schließlich 1756 Ingenieur-Hauptmann wurde. Wegen der Sparpolitik des Nachfolger Friedrichs, wechselte er 1764 in den Dienst Friedrich II. von Preußen. Gontard gestaltete unter anderem auch das Große Militärwaisenhaus, das Brandenburger Tor sowie das Neue Palais in Potsdam. 1791 starb Christian von Gontard in Breslau.
Daten und Fakten zum Französischen Dom:
- Grundsteinlegung: 1780
- Baubeginn: 1781
- Einweihung: 1785
- Eröffnung des Hugenotten Museum: 1937
- Zerstörung des Bauwerks im 2. Weltkrieg: 1944
- Wiederaufbau: 1981-87
- Gesamthöhe: 60,58 Meter
- Aussicht Balustrade: 39,34 Meter
- Turmfigur: 5,60 Meter
- Anzahl Glocken: 60 Stück
- Anzahl Oktaven: 5
- Gewicht aller Glocken: 29 Tonnen
- Kleinste Glocke: 0,2 Meter, 20 Kg
- Größte Glocke: 2 Meter, 6.000 Kg
- Glockengießermeister: Franz Peter Schilling und Margarete Schilling
- Innendurchmesser Turm: 10,20 Meter
- Außendurchmesser Turm: 13,50 Meter
- Turmtreppe Höhe: 42,34 Meter
- Stufenanzahl: 254
- Bände in der Hugenotten Bibliothek: 11.000
- Vortragsraum: 50 Plätze
- Baustil: Barock
- Architekten: Carl von Gontard und Georg Christian Unger
Georg Christian Unger
Der Franke Unger wurde im Jahr 1743 in Bayreuth geboren. Sein Studium absolvierte er bei Carl von Gontard an der Akademie in Bayreuth. Nach seinem Studium war Unger als Kondukteur im Vermessungswesen bei Johann Gottfried Büring tätig. Später siedelte er nach Berlin über, um als Oberhofbaurat und später Direktor der Immediatbaukommission zu arbeiten. Schließlich war er als Architekt und Baumeister von Friedrich II. (Friedrich dem Großen) in Potsdam und Berlin tätig. Unger entwickelte den neuen Bautyp des „Bürgerpalais“ von denen er alleine am Gendarmenmarkt 13 umsetzte. 40 weitere Gebäude an der Leipziger Straße sowie an der Straße Unter den Linden gehen auf sein Schaffen zurück. Die Krönung seines Schaffens ist jedoch zweifelsohne das Brandenburger Tor in Potsdam. Mit nur 55 Jahr verstarb der Baumeister im Jahr 1799 in Berlin.
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Der Französischer Dom von heute
Im Zweiten Weltkrieg brannte der Französische Dom vollständig aus. Erst in den Jahren 1978–1983 ließ man den Dom von außen originalgetreu sowie von innen modern wieder aufbauen. Seitdem beheimatet das Gebäude das Hugenottenmuseum. Der Turm ist begehbar und bietet einen herrlichen Blick über die Stadt. Im Kuppelbau befindet sich seit 1987 auch ein Glockenspiel. Es handelt sich um 60 Glocken und fünf Oktaven mit einem Gewicht von 29 Tonnen und ist somit das zweitgrößte Glockenspiel von Berlin.
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