RegierungsgebäudeWahrzeichen

Rotes Rathaus – Hier wird Berlin regiert 1869 von Friedrich Waesemann im Stil der Neorenaissance errichtet

Das Rathaus Berlin (auch „Rotes Rathaus“) von 1869 liegt im Herzen des historischen Zentrums der Hauptstadt. Mit seiner markanten roten Klinker-Fassade wird es auch gerne Rotes Rathaus genannt. Allerdings gab es über 40 Jahre sogar zwei Rathäuser in der Stadt. Im jetzigen Gebäude hat natürlich auch der Bürgermeister von Berlin seinen Arbeitsplatz. Zusammen mit dessen Senatskanzlei sowie dem Senat der Stadt. Da es sich in Berlin aber um ein Bundesland in Form eines Stadtstaat handelt, heißen die Mitglieder der Regierung nicht Minister(innen) sondern Senatoren(innen).

Vier Vorgängerbauten befinden sich unter dem Roten Rathaus

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Die erste urkundliche Erwähnung vom Rathaus von Berlin, findet sich im Jahr 1380. Heute vermutet man diesen ersten Rathaus-Bau südlich der Nikolaikirche. Kurz vor Beginn des 14. Jahrhunderts ging man jedoch dazu über, das Regierungsgebäude an die heutige Spandauer Straße, Ecke Rathausstraße zu verlegen. Das letzte Rathaus vor dem Neubau des Roten Rathaus verfügte noch über eine „Gerichtslaube„. Es wurde zwischen den Jahren 1692 und 1695 nach Zeichnungen des Architekten Johann Arnold Nering um einen Anbau erweitert. Indessen fiel das Gebäude wegen seiner Baufälligkeit aber ab 1861 in Ungnade der Stadtplaner. Wenig später riss man alle Gebäude des Blocks inklusive des Rathaus ab. Nur die alte Gerichtslaube wurde im Schlosspark Babelsberg wieder aufgebaut.

Erste Entwürfe für das Rote Rathaus gehen auf Karl Friedrich Schinkel zurück

Der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel war der erste, der um 1817 neue Zeichnungen für ein neues Rathaus anfertigte. Schinkel war an der Bauakademie Berlin tätig. Jedoch wurden diese Pläne nicht umgesetzt. Stattdessen ließ man eine neue Ausschreibung vornehmen. Viele Entwürfe gingen ein, unter anderem vom Architekten des Wiener Rathaus, Friedrich von Schmidt. Den Wettbewerb gewann zwar der Architekt Hermann Philipp Wilhelm von der Hude, doch auch sein Entwurf kam nicht zur Umsetzung. Stattdessen sollte final der Plan des Königlichen Baurat Hermann Friedrich Waesemann aufgegriffen werden, der ein Gebäude im Stil der Neorenaissance vorsah. Am 11. Juni 1861 feierte Berlin die Grundsteinlegung, das Richtfest fand am 9. November 1867 statt. Drei Jahre später am 6. Januar 1870 konnte die erste Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im Roten Rathaus von Berlin stattfinden. Die anschließende Bausumme belief sich damals auf 10 Millionen Taler. 7 Millionen Taler mehr als geplant 😉

   

Daten zum Roten Rathaus:

  • Urkundliche Erwähnung des ersten Rathaus: 1380
  • Bauzeit des Roten Rathaus: 1861–1869
  • Gebäudehöhe: 27 Meter
  • Länge: 88 Meter
  • Breite: 99 Meter
  • Anzahl Büros: 252
  • Anzahl Säle: 15
  • Räume insgesamt: 400
  • Unterschiedliche Ziegelformate: 920
  • Anzahl Innenhöfe: 3
  • Bürgermeister seit 150 Jahren: 22
  • Grundfläche: 8.720 Quadratmeter
  • Baustil: Neorenaissance
  • Architekt: Hermann Friedrich Waesemann
  • Erster Entwurf: Karl Friedrich Schinkel
  • Höhe des Turm: 74 Meter
  • Grundriss des Turm: 12 x 13 Meter
  • Anzahl Turm-Stufen: 375
  • Durchmesser der Turmuhr: 4,75 Meter
  • Baukosten: 10 Millionen Taler
  • Anzahl Photovoltaik-Module auf dem Dach: 160
  • Elektrische Leistung der Solaranlage pro Jahr: 36.000 Kilowattstunden (36 kWp)
  • Berlin Stadtteil Mitte

Quadratisch, praktisch, gut!

Tor zum InnenhofDas Gebäude weist eine beinahe quadratische Form auf. In der Länge misst es 99 Meter, in der Breite sind es 88 Meter bei einer Höhe von 27 Meter. Das dreigeschossige Haus verfügt über drei Innenhöfe mit 4 Aufgängen. Mit einer Grundfläche von 8.720 Quadratmeter verfügt es über 400 Räume mit 252 Büros und 15 Säle. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude leider zu 50 Prozent beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte durch den Architekten Fritz Meinard in den Jahren 1951 bis 1955. Dabei wurde die Innenarchitektur grundlegend verändert und im Stil der fünfziger Jahre hergerichtet.

Der Rathausturm

Das Haus verfügt über einen 74 Meter hohen, quadratischen Turm mit Pilaster, auf dem die Berliner Fahne weht. Die Turmuhr hat einen Durchmesser von 4,75 Metern und stammt von Johannes Mannhard aus Mannheim. Alle 15 Minuten tritt das Turm-Geläut in Aktion. Nach 375 Stufen erreicht man die Aussichtsplattform. Leider ist diese jedoch wegen eines Nest mit Wanderfalken nicht freigegeben. In den Turmecken befinden sich außerdem allegorische Figuren verschiedener Bildhauer, die die Fischerei, den Handel, den Ackerbau sowie den Handel darstellen. An jeder Turmseite findest du auch glasierte Wappentiere aus Ton. In der Summe sind es acht Bären, die auf Friedrich Wilhelm Wolff zurückgehen.

Die Fassade des Rathaus

Terrakottafries
Terrakottafries

Das Regierungsgebäude ließ Waesemann im Stil der Neorenaissance mit romanischen Rundbogen-Formen errichten. Von außen erhielt es den markant roten Klinker Ziegelstein. Der innere Sockel besteht hingegen aus schlesischem Granit. Bedeutend sind auch die Terrakotta-Friese an den Geländern der Balkone (1. Obergeschoss). Auf den Relieftafeln (auch „Steinerne Chronik“) sind Ereignissen der Geschichte Berlins und Brandenburgs zu sehen. Diese reichen vom 12. Jahrhundert bis zur Reichsgründung im Jahr 1871. Zwischen 1876 und 1879 wurden diese von Ludwig Brodwolf, Alexander Calandrelli, Otto Geyer und Rudolf Schweinitz angefertigt. Die bedeutendste Tafel stellt die „Rückführung der Quadriga“ an das Brandenburger Tor in Berlin dar. Grund war der Sieg über den französischen Kaiser und Feldherrn Napoleon.

   

Die berühmteste Relieftafel ist die „Rückführung der Quadriga“ an das Brandenburger Tor

 

Über 40 Jahre: Die zwei Rathäuser der Stadt

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs regierte im Gebäude der Ost-Berliner Magistrat. Die West-Berliner nutzten hingegen das Rathaus Schöneberg für die Regierung ihrer Stadtteile. Nach dem Mauerfall erfolgte im Jahr 1991 final der Umzug des amtierenden Bürgermeister von Berlin zurück in das Rote Rathaus. Seit 2014 ist Michael Müller (SPD) der amtierende Bürgermeister Berlins. Letztmalig legte der Architekt Helge Pitz bei der Instandsetzung der Außenfassade Hand an. Zudem wurde die Technik samt Innenbeleuchtung erneuert und neue Aufzüge im Innenhof installiert. Zur 750 Jahrfeier erstrahlt das denkmalgeschützte Gebäude im neuen Glanz alter Tage.

Rotes Rathaus vom Berliner Fernsehturm
Rotes Rathaus vom Berliner Fernsehturm

Der Baustil der Neorenaissance

Der architektonische Stil der Neorenaissance wird auch als Neurenaissance (altgriechisch für “neu”) bezeichnet und ist eine Facette des Historismus des 19. Jahrhunderts. Die Bauformen der Neurenaissance wurden vornehmlich der italienischen Renaissance (französisch für “Wiedergeburt”) sowie der Nordischen Renaissance entnommen. Bedeutende Bauten dieser Stilepoche sind die Wiener Staatsoper, die Villa Berg in Stuttgart, die Kunstakademie in Düsseldorf oder aber auch das Rathaus in Recklinghausen.


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Der Architekt Hermann Friedrich Waesemann

Hermann Friedrich Waesemann
Hermann Friedrich Waesemann

Hermann Friedrich Waesemann war ein deutscher Architekt. Er wurde im Jahr 1813 in Danzig geboren. Als Sohn des Bonner Bauinspektors Friedrich Waesemann studierte er ab 1830 Mathematik und Naturwissenschaften in Bonn. Wenig später wechselte er für zwei Jahre nach Berlin, um sein Studium an der dortigen Bauakademie als Kondukteur (Vermesser) abzuschließen. Elf Jahre darauf hielt er seinen Hochschulabschluss als Baumeister in der Hand. Bereits als Student arbeitete Waesemann beim preußischen Baumeister Friedrich August Stüler. Dabei half er ihm unter anderem bei der Neugestaltung des Basedower Schlosses sowie dem Neuen Museum Berlin.

Im Laufe seines Lebens folgten Stationen als eigenständiger Architekt bei der Berliner Schloss- und Baukommission, als Dozent der Bauakademie sowie im Dienste der Baukommission in Breslau (um das Jahr 1855). Auf Grund seiner Beförderung zum Königlichen Bauinspektor in Berlin, wechselte er seinen Wohnsitz erneut und widmete sich alsbald dem Neubau des Berliner Rathauses. Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst wurde Waesemann Mitbegründer der im Jahr 1866 gegründeten Bauvereinsbank Berlin. Später war er auch Vorsitzender der Berliner Vereinsbank (1866). Im Alter von nur 66 Jahren verstarb er 1879 in Berlin und wurde auf dem Friedhof II der Sophiengemeinde beigesetzt.

Rotes Rathaus von der Domkirche gesehen
Rotes Rathaus von der Domkirche gesehen

Die Säle im Roten Rathaus

Der Große Festsaal ist der größte von 15 Sälen. Er wurde nach Kriegsschäden von Anton von Werner neu gestaltet. Vor der Wende tagte im damals genannten „Großen Saal“ die Stadt­verordneten­versammlung von Ost-Berlin. Im sogenannte Wappensaal, in dem alle Wappen Berliner Stadtteile in die Fenster eingearbeitet sind, werden Staatsgäste begrüßt. Andere Feierlichkeiten finden größeren Festsaal statt. Der Säulensaal ist mit neun Meter Höhe der schönste Saal beherbergte früher die Bibliothek. In der dritten Etage befindet sich zudem eine Galerie mit den Ehrenbürgern Berlins. Das Rote Rathaus kann wochentags besucht werden. Von 1902 bis 1911 wurde Teile der Belegschaft aus Platzgründen in das nahe liegende Stadthaus am Molkenmarkt verlegt.

Der Wappensaal mit den Wappen der Stadtteile
Der Wappensaal mit den Wappen der Stadtteile

In der Zeit von Mo-Fr von 9 bis 18 Uhr kannst du das Rathaus besichtigen. Einen Link zum Senat von Berlin findest du hier.

Das Rote Rathaus von Berlin findest du hier auf der Karte:

Christoph Janß

Hallo, ich bin Chris, Tourismus Blogger und Hobbyfotograf aus dem schönen Hamburg. Ich habe ein Faible für Geschichte, Architektur sowie Naturaufnahmen. Als Freelancer und Marketer helfe ich Kunden bei ihrem Marketing.

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