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Wo befindet sich die Börse Berlin? Von der drittgrößten Börse der Welt zu Equiduct

Die Börse Berlin blickt auf eine über 300 jährige Handelsgeschichte zurück. Von den Anfängen unter dem Großen Kurfürst hin zur kompletten Digitalisierung hat der Börsenplatz viele Höhen und Tiefen gesehen. Der Sitz der Börse Berlin ist im Ludwig Erhard Haus an der Fasanenstraße.

Gründung der Börse Berlin durch den Großen Kurfürsten

Im Jahr 1685 ging es endlich los. Friedrich Wilhelm genannt der „Große Kurfürst“ erließ ein Edikt zur Gründung eines Börsenplatz in Berlin. Fortan war es den beiden Mitgliedern der Gilden der Krämer und Gewandschneider möglich, sich zu Versammlungszwecken zu treffen. Das erste Treffen fand am 25. Februar 1739 in der obersten Etage des Lusthauses im Lustgarten nahe dem Berliner Dom statt. Auch fanden Sitzungen unter freien Himmel (Morgenstunden) im Gartenhaus statt. 59 Jahre später entschied man sich für einen Neubau an selber Stelle. Die Vereinigte Börsenkorporation nahm das Gebäude im Jahr 1805 in Betrieb. Ab 1820 war der Träger der Börse Berlin die neu geschaffene Korporation der Kaufmannschaft.

Ludwig Erhard Haus Berlin
Ludwig Erhard Haus Berlin

Der Beginn der Industrialisierung: Die Boerse Berlin erlebt Ihren ersten Boom

Anfang des 19. Jahrhunderts erfasst ein Wirtschaftsaufschwung den europäischen Kontinent. Befeuert durch die Erfindung der Dampfmaschine, entstanden überall neuen Fabriken. Die Geschäfte prosperierten und Fabrikanten suchten nach frischem Kapital für neues Wachstum. Da kam die Möglichkeit zur Ausgabe eigener Aktien an der Börse gerade recht. Die ersten Eisenbahnaktien wurden so dann im Jahr 1840 an der Berliner Börse notiert. Gefolgt von Effekten namhafter Banken und Bergwerke des Landes.

   

Der Börsen-Boom der Gründerzeit

Auf die Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg von 1871-74 folgte ein erneuter Wirtschaftsaufschwung. Frankreich musste an Deutschland hohe Entschädigungszahlungen leisten. Mit dem Geld wurden umfangreiche Modernisierungen im Land finanziert. Der folgende Aufschwung fällt in die Ära der Gründerzeit. Auch die Börse Berlin erhielt in diesem Zuge ein großzügigeres Gebäude. An der Burgstraße 25-26 direkt am Ufer der Spree, entsteht nach Plänen des Architekten Friedrich Hitzigs ein neues Börsengebäude. Nach vier Jahren Bauzeit wird der 700.000 Taler teure Bau im Stil der Neorenaissance feierlich im Jahr 1863 eröffnet. Seinerzeit waren die beiden Börsenräume die größten Säle der Stadt.

Berlin Börse mit Friedrichsbrücke 1900
Berlin Börse mit Friedrichsbrücke 1900

Die Börse zählte zu den größten Handelsplätzen ihrer Zeit

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Die Umsätze der Börse Berlin legten von Jahr zu Jahr zu. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs war der Handelsplatz nach London und New York der drittgrößte Handelsplatz der Welt. Zeitweise fand sogar ein Handel (Sommerbörse) unter freiem Himmel im Innenhof der „Burgstraße“ genannten Börse statt. Als Folge musste das Gebäude sogar erweitert werden. Später wurde durch die Überdachung des Innenhof sogar noch ein vierten Börsensaal geschaffen. Im Jahr 1881 nahm moderne Technik Einzug in den Handel. Erste Telefonkabinen werden im Keller der Börse im sogenannten „Zellengang“ eingerichtet. Daneben handelt man in Berlin ab 1912 auch mit Metallen wie Kupfer, Zink, Blei, Aluminium sowie auch in Deutschland vorkommende Antimon (Element zur Härtung von Blei und Zinn).

Turbulente Zeiten deuten sich für die Berliner Börse an

Mit der Mobilmachung nahm das geschäftige Treiben jedoch ein jähes Ende. Erst im Jahr 1917 wurde der Handel wieder aufgenommen. Als sich die wirtschaftliche Lage im Land nach der Geldumstellung wieder stabilisierte, wurde die Börse Berlin 1920 Teil der erst 1902 gegründeten Handelskammer zu Berlin. Mittlerweile war es auch möglich einen ersten amtlichen Aktienindex auf 300 notierte Aktien in Deutschland zu handeln. Einem Vorläufer des heute bekannten Deutschen Aktienindex DAX. Zwischenzeitlich spekulierten täglich über 6000 Besucher auf die Kursverläufe von über 917 Aktien. Der Börseneinbruch am „Schwarzen Freitag“ vom Jahr 1927 und die folgende Wirtschaftskrise gab einen Vorgeschmack auf das was nach 1943 folgen sollte.

   

Der „Schwarze Freitag“ (Black Friday) war damals der Anfang vom Ende und kein Tag voller Shopping-Angebote

Weltweite Übertreibungen an den Finanzmärkten hatten auch in Berlin zu Kurseinbrüchen von mehr als 30 Prozent geführt. Mehrere Monate musste der Handel komplett ausgesetzt werden.

Niedergang und Neubeginn im Börsenhandel

Die folgende wirtschaftliche Misere nutzen die Nationalsozialisten erfolgreich für ihre Machtergreifung. An der Börse durften ab dem Jahr 1938 keine jüdischen Händler mehr arbeiten. Ähnlich erging es auch der Börse Hamburg, über die ich in meinem Blog „Hamburgbilder.de“ schreibe. Die Zahl der Händler sank in der Folge auf nur noch 455 Börsenteilnehmer. Planwirtschaft und die Schließung der Metallbörse reduzierten weitere Aktivitäten. Von Kampfhandlungen schwer gezeichnet, brannte das Börsengebäude 1945 vollständig aus. Die

IHK Berlin Charlottenburg
IHK Berlin Charlottenburg

Ruine blieb jedoch noch mahnend über Jahre stehen. Erst auf Anordnung des Ostberliner Magistrats im Jahr 1958 ließ man das erhaltensfähige Gebäude leider vollständig abtragen. Im Westteil der Stadt, gingen die Zeiten jedoch anders. Dort wurde der geregelte Freiverkehr schon 1950 im Logenhaus in der Emser Straße wieder aufgenommen. Auch ein Neubau in der Fasanenstraße war bereits in Planung. So entschied sich die IHK Berlin nach einem Wettbewerb für den Entwurf der Berliner Architekten Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller. Die Eröffnung des Handels im neuen Gebäude findet im Jahr 1955 statt.

Technische Neuerungen nehmen Einzug in die Berliner Börse

Schiefertafeln zur Kursnotierung sollten schon bald der Vergangenheit angehören. Mit dem Siegeszug des Computers erhielt auch die Börse in Berlin eine elektronische Kurstafel und Bildschirme. Der Sender Freies Berlin (SFB) übertrug nun alle Sitzungen ab 1965 erstmals live im Fernsehen. Mit dem Geregelten Markt und dem Freiverkehr zogen 1987 zwei neue Marktsegmente in die Börse Berlin ein. Neun Jahre später verließ der Handelsplatz erneut sein altes Gebäude und zog 1996 in das neu geschaffene, futuristische Ludwig Erhard Haus (Berliner Volksmund: Gürteltier). Noch vor der Fusion mit der Bremer Börse (2003) und der Übernahme der EASDAQ (2007) mauserte sich der Standort zum führenden deutschen Handelsplatz für ausländische Aktien.

Börse Berlin
Börse Berlin

Darum endete der Präsenzhandel an der Börse Berlin

Im Jahr 2006 war dann nach über 321 Jahren Schluss mit dem Präsenzhandel. Mit dem Wegfall der Präsenzpflicht für Freimakler schlossen sich die Pforten der Börse Berlin für immer. Fortan handelten alle

Logo der Börse Berlin
Logo der Börse Berlin

Marktteilnehmer direkt über das Internet von Ihren Niederlassungen aus. Doch auch wenn heute keine Rufe geschäftiger Händler im Saal der Börse mehr zu vernehmen sind, so ist die Börse Berlin weiter voller Tatendrang. Ganz in der Tradition Berliner Startups gründete Sie 2009 eine Partnerschaft mit dem Finanzdienstleister Citadel Securities. So soll die elektronische Tochter der Börse Berlin genannt „Equiduct„, zu einem der führenden Ausführungsorte in Europa gemacht werden. Am 09. Oktober 2019 übernahm Tradegate, eine 75 prozentigen Tochter der Deutschen Börse in Frankfurt die Boerse Berlin.

Berlin wird also auch weiterhin ein Ort guter Geschäfte bleiben!

PS

Im Moa Bogen findet im Februar der jährliche Börsentag Berlin statt.

Hier findest du die Börse Berlin auf der Karte:

 

Christoph Janß

Hallo, ich bin Chris, Tourismus Blogger und Hobbyfotograf aus dem schönen Hamburg. Ich habe ein Faible für Geschichte, Architektur sowie Naturaufnahmen. Als Freelancer und Marketer helfe ich Kunden bei ihrem Marketing.
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