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Reichstagsgebäude – Hier tagt der Deutsche Bundestag Schicksalsort der Deutschen

Der Reichstag Berlin befindet sich am Platz der Republik in Berlin Mitte und ist Sitz des Deutschen Bundestag. Das Reichstagsgebäude geht auf einen Entwurf des Architekten Paul Wallot zurück. Es wurde im Reichsstil, einer architektonischen Spielart des Historismus errichtet. Von außen weist es jedoch Elemente der italienischen Neorenaissance, der deutschen Renaissance sowie des Neobarock auf. Im Jahr 1884 erfolgte die Grundsteinlegung und zehn Jahre darauf konnte das Gebäude bezogen werden. Im Deutschen Kaiserreich und der Weimarer Republik tagte hier der gleichnamige Reichstag.

So entstehen Bundesrat und Reichstag

Wilhelm I. wird in Versailles zum Kaiser gekrönt
Wilhelm I. wird in Versailles zum Kaiser gekrönt

Einen Vorläufer des Bundesrat gab es bereits im Deutschen Bund ab 1814/15. In der Folge entwarf Otto von Bismarck einen Vorschlag für die neue Verfassung des Norddeutschen Bund (1867-1870). Laut Bismarck sollte der Bundesrat die Volksvertretung des neuen Norddeutschen Bund darstellen. Die Besetzung erfolgte durch die Vertreter der einzelnen

Bismarck als Bundestagsgesandter
Bismarck als Bundestagsgesandter

Staaten des Bundes nördlich des Fluss Main. Das zweite Staatsorgan des Bund war vom Volk gewählte Norddeutsche Reichstag. Präsident des Reichstages wurde Eduard von Simson, der bereits die vorherige

   

Frankfurter Nationalversammlung geführt hatte. Ab 1867 rief Kaiser Wilhelm I. zur Wahl des ersten Reichstag auf. Zunächst tagten beide Organe im Preußischen Herrenhaus in der Leipziger Straße 3, später in der ehemaligen Königlichen Porzellanmanufaktur in der Leipziger Straße 4. Mit dem Sieg über Frankreich im Jahr 1871 wurde dann das Deutschen Kaiserreich (1871–1918) gegründet. (Bilder aus dem Bismarck Museum Friedrichsruh)

Das Reichstagsgebäude wird geplant

Königsplatz mit Palais Raczyński und Brandenburger Tor um 1880
Königsplatz mit Palais Raczyński und Brandenburger Tor um 1880

Bereits vor dem Umzug in die Leipziger Straße 4 beschäftigte sich das Parlament mit der Idee einen würdigen Parlamentssitz zu errichten. Durch die Reparationszahlungen aus Frankreich gab es nun auch genug Geld für einen Neubau. Die einberufene Parlamentsbaukommission ersann als Bauplatz die Ostseite des Königsplatz (heute Platz der Republik). Allerdings stand dort bereits das Palais des polnischen und preußischen Diplomaten Athanasius Raczynski. Doch erst als der Graf 1874 verstarb, konnte der Staat das Grundstück kaufen. 1882 wurde ein neuer Architektur-Wettbewerb ausgerufen. Aus 189 Entwürfen gewann der des Architekten Paul Wallot aus Frankfurt am Main. Die Bauzeit dauert von 1884 und 1894 an.


   

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Der Architekt des Reichstag Berlin Johann Paul Wallot

Paul Wallot
Paul Wallot

Johann Paul Wallot entstammte einer hugenottischen Familie namens Vallot, die von Südfrankreich nach Deutschland einwanderte. Geboren wurde Wallot 1814 in Oppenheim am Rhein in der Krämerstraße 7. Nach dem Besuch der höheren Gewerbeschule in Darmstadt, studierte er zwischen den Jahren 1856 und 1859. Zunächst war er an der Polytechnischen Schule Hannover unter Conrad Wilhelm Hase und ab 1861 an der Bauakademie Berlin. Sein Studium schloss er jedoch an der Ludwigs-Universität in Gießen schloss Wallot sein Studium erfolgreich ab. Anschließend sammelte er Praxiserfahrung bei verschiedenen Architekturbüros wie Heinrich Strack, Richard Lucae, Friedrich Hitzig, dem bekannten Martin Gropius sowie Heino Schmieden in Berlin.

Modell des Reichstagsgebäude im Deutschen Dom
Modell des Reichstagsgebäude im Deutschen Dom

Wallot gibt seinen Entwurf für den Reichstag ab

Reichstag Berlin um 1900
Reichstag Berlin um 1900

Nach umfangreichen Studienreisen in Italien und Frankreich fing er dann im eigenen Büro in Frankfurt am Main an, Privat- und Geschäftshäuser zu entwerfen. Wallot Entwurf zur Neugestaltung des Hauptbahnhof Frankfurt im Jahr 1880 kam jedoch nicht zum Zug. Den Durchbruch schaffte der Baumeister stattdessen 1882 mit seinen Plänen zum Bau des Reichstagsgebäude in Berlin. Hierfür erhielt er den ersten Platz. In den Folgejahren übernahm Wallot Lehraufträge an der Dresdner Kunstakademie sowie der TU Dresden und entwarf auch das dortige Sächsische Ständehaus. 1912 verstarb Johann Paul Wallot im Alter von 71 Jahren in Langenschwalbach.

Zwischen den Weltkriegen

Schäden am Reichstag 1945
Schäden am Reichstag 1945

1933 ging die Kuppel des Gebäudes sowie der Plenarsaal im sogenannten „Reichstagsbrand“ Flammen auf. Als Brandstifter beschuldigten die Nationalsozialisten den niederländischen Kommunist Marinus van der Lubbe. In einem rechtlich zweifelhaften Schauprozess wurde dieser vor dem Reichsgericht in Leipzig der Brandstiftung angeklagt. In der Folge nahmen die Nationalsozialisten das den Brand zum Anlass, die verfassungsmäßigen Grundrechte außer Kraft zu setzen. Auch das Parlament wurde aufgelöst. Im Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude mit vermauerten Fenstern als Luftschutzgebäude. Am 30. April 1945 hissten dann die siegreichen russischen Soldaten im Kampf um Berlin die Fahne der Sowjetunion auf dem Dach des Gebäudes. Das stark beschädigte Reichstagsgebäude lag nach dem Krieg im britischen Sektor Berlins.

Wiederaufbau in den 60er Jahren

Reichstagsgebäude an der Berliner Mauer
Reichstagsgebäude an der Berliner Mauer

Nach dem Kampfhandlungen stand das Gebäude unmittelbar an der Grenze zum Ostteil der Stadt. Dennoch beschloss der Deutsche Bundestag in Bonn 1955 den Reichstag zu restaurieren. Aus fragwürdigen Gründen der Stabilität hatte man zunächst die Gebäude-Kuppel gesprengt. Der Auftrag für den Wiederaufbau in den 60er Jahren erging daraufhin an den Architekten Paul Baumgarten. Dieser ließ das stark beschädigte Gebäude entkernen und das Innere im Stil der zeitgenössischen Moderne wieder herrichten. In der Folge wurde der Reichstag ab 1963 für parlamentarische Aufgaben genutzt. Von den Außenterrassen bot sich den Besuchern über Jahrzehnte bis zur deutschen Wiedervereinigung, ein einmaliger Ausblick auf die Berliner Mauer und den Ostteil der Stadt.

Nach dem Fall der Mauer wird Berlin erneut zur Deutschen Hauptstadt

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Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1989 wurde zwei Jahre später über die Frage der Hauptstadt im „Hauptstadtbeschluss“ abgestimmt. Die Abstimmung fiel denkbar knapp für Berlin und gegen Bonn aus (338 zu 320 Stimmen). So stimmte der Südwesten der Republik hauptsächlich für Bonn, der Nordosten hingegen mehrheitlich für Berlin. Als Ergebnis wechselte die Bundesregierung und das Parlament nach Berlin in das alte Reichstagsgebäude.

Erneuter Umbau des Reichstagsgebäude durch Norman Foster

Foster Glaskuppel und Westportalgiebel
Foster Glaskuppel und Westportalgiebel

Bevor es jedoch zur ersten Sitzung des Deutschen Bundestag in Berlin 1999 kommen sollte, war ein Umbau des Reichstagsgebäudes notwendig. Den anschließend ausgeschriebenen Realisierungswettbewerb im Jahr 1993 mit 80 Entwürfen gewannen gleich drei Architekturbüros. Darunter befanden sich Foster und Partners aus England, Pi de Bruijn aus den Niederlanden sowie Santiago Calatrava aus Spanien. Doch die veranschlagten Kosten in Höhe von 966 Millionen Mark waren der Regierung zu hoch. Daher ließ man die Entwürfe erneut überarbeiten und Norman Foster erhielt schließlich den

Sitzung des Bundestag im Plenarsaal
Sitzung des Bundestag im Plenarsaal

Zuschlag. Seine Plänen sahen eine begehbaren Glaskuppel für 600 Millionen Mark auf der Spitze des Gebäudes vor. Ab 1995 entkernte Norman Foster das Reichstagsgebäude erneut und trug rund 45.000 Tonnen Schutt ab. Im Zentrum entstand der neue „Plenarsaal“ für den Deutschen Bundestag auf drei Ebenen mit 2.300 Sitzen auf 1.200 Quadratmeter. Die historistische Sandsteinfassade verband er hingegen mit der neuen Kuppel im „High-Tech-Stil“. Foto von Times / CC BY-SA 3.0


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Fassadenschmuck am Reichstag

Der Berliner Reichstag weist viele Besonderheiten an der Fassade auf.

Inschrift: „DEM DEUTSCHEN VOLKE“

Dem Deutschen Volke
Dem Deutschen Volke

Vor dem Haupteingang auf der Westseite befindet sich das markante Sandsteinportal. Darüber ruht auf sechs Pfeilern ein Giebel mit einem Relief. Zu sehen sind zwei Krieger die das Wappen Preußens schützen. Linksseitig sind allegorische Motive des Handels und des Gewerbes zu sehen, rechts Motive der Wissenschaft und der Kunst.

Unter dem Giebel steht die Inschrift: „DEM DEUTSCHEN VOLKE“. Die Inschrift hat eine Länge von 16 Metern und die Lettern sind 60 Zentimeter groß. Ende 1916 erstellte die Berliner Bronzegießerei Albert und Siegfried Loevy dies Inschrift. Tragischerweise wurde auch diese jüdische Familie später in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz umgebracht.

„DEM DEUTSCHEN VOLKE“ Inschrift am Giebel des Reichstag Berlin

Wappen der 25 Gründungsstaaten des Deutschen Reich

Links und rechts am Haupteingang findest du die beiden Wappenbäume mit 25 Wappen der Bundesstaaten, die im Jahr 1871 das Deutsche Kaiserreich gründeten. Manche Staaten wurden zu einem Wappen zusammengefasst, darum siehst du hier nur 10 Wappen auf jeder Seite. Einige Staaten nördlich des Fluss Main, hatten sich bereits zuvor im „Norddeutschen Bund“ (1867-1870) zusammengetan. Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreich (1871–1918) kamen noch die süddeutschen Staaten hinzu. Anfangs tagten die 25 Bundesstaaten im „Bundesrat“ im Reichstagsgebäude. Das zweite Staatsorgan war der „Reichstag„. Beide Organe kümmerten sich um die Gesetzgebung sowie um Fragen des Haushalt.

Zu den 25 Gründungsstaaten des Deutschen Kaiserreich gehörten:
  • 4 Königreiche: Preußen, Sachsen, Württemberg, Bayern
  • 6 Großherzogtümer: Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach),
  • 5 Herzogtümer: Anhalt, Braunschweig, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen
  • 7 Fürstentümer: Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß Ältere Linie, Reuß Jüngere Linie
  • 3 freien Städte: Hamburg, Bremen, Lübeck

Das 1871 von Frankreich annektierte Elsass-Lothringen wurde als „Reichsland“ seit 1879 von einem Statthalter regiert und war ab 1911 auch im Bundesrat vertreten.

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Sandsteinskulpturen an den vier Ecktürmen

Die vier Ecktürme symbolisieren die vier Königreiche der Gründungsstaaten. Sie werden von jeweils 16 Sandsteinskulpturen geschmückt, die Anspielungen auf das Handel, Militär, Wissenschaft und Handwerk darstellen.

Bedeutung der Figuren auf den vier Ecktürmen:

  1. Nordwestturm (Handel und Schifffahrt, Großindustrie, Klein- & Hausindustrie und Elektrotechnik)
  2. Nordostturm (Erziehung, Unterricht, Kunst und Literatur)
  3. Südostturm (Wehrkraft zu Lande, Wehrkraft zur See, Rechtspflege und Staatskunst)
  4. Südwestturm (Ackerbau, Viehzucht, Weinbau und Bierbrauerei)

Daten und Fakten zum Reichstagsgebäude:

  • Bauzeit: 1884 bis 1894
  • Architekt: Paul Wallot
  • Baustil: Reichsstil, eine Spielart des Historismus
  • Baumaterial: Schlesischer Sandstein
  • Menge Sandstein: 30.000 Kubikmeter
  • Anzahl Ziegelsteine: 32 Millionen
  • Türme: 4
  • Höhe der Ecktürme: 46 Meter
  • Grundfläche: 13.290 Quadratmeter
  • Baukosten: 24 Millionen Goldmark
  • Baukosten in Euro: 171,60 Millionen
  • Breite: 104 Meter
  • Länge: 137 Meter
  • Höhe: 47 Meter
  • Höhe des Gebäude unter Wallot: 75 Meter
  • Stützpfähle: 2.300 Stück
  • Höhe der Dachterrasse: 24 Meter
  • Fläche Photovoltaik: 300 Quadratmeter
  • Besucher pro Tag: 8.600

Die Kuppel des Reichstag weist folgende Daten auf:

  • Gewicht des Stahl: 800 Tonnen
  • Glasfläche: 3.000 Quadratmeter
  • Reihen mit Glas: 17
  • Scheiben pro Reihe: 24 (5,10 x 1,70 m)
  • Glasstärke: 24 mm
  • Anzahl Spiegel im Inneren: 360 Stück
  • Horizontalträger aus Stahl: 17
  • Rippen aus Stahl: 24
  • Rampen: 2
  • Länge der Rampen: Je 230 Meter
  • Steigung der Rampen: 8 Grad
  • Größe der Aussichtsplattform: 200 Quadratmeter
  • Höhe der Aussichtsplattform: 40,7 Meter
  • Kuppelhöhe: 23,5 Meter
  • Durchmesser: 40 Meter
  • Höhe: 23 Meter
  • Architekten: Norman Foster
  • Kosten für den Umbau: 600 Millionen Mark

Der Reichstag ist ein Besuchermagnet

Täglich besuchen rund 8.200 Gäste den Reichstag und das Parlament. Rund 5.000 von ihnen besuchen auch die Dachterrasse. Von dort oben hast du einen herrlichen Blick auf Berlin. Auch das Dachgarten-Restaurant Käfer findest du hier. Um das Gebäude zu betreten, musst du dich zuvor für einen Termin anmelden.

Links für dich:

Hier findest du das Reichstagsgebäude Berlin auf der Karte:

Christoph Janß

Hallo, ich bin Chris, Tourismus Blogger und Hobbyfotograf aus dem schönen Hamburg. Ich habe ein Faible für Geschichte, Architektur sowie Naturaufnahmen. Als Freelancer und Marketer helfe ich Kunden bei ihrem Marketing.

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