Flughafen und Bahnhöfe

Flughafen Tempelhof – Von Tempelrittern, NS Plänen und der Luftbrücke Größtes Gebäude seiner Zeit

Der ehemalige Flughafen Tempelhof war einer von drei Verkehrsflughäfen in Berlin. Der auch Zentralflughafen genannte Flughafen hatte in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts das größte Verkehrsaufkommen in Europa. Der von den Nationalsozialisten gebauter Gebäudekomplex war das größte seiner Zeit. Ab dem Jahr 2008 wurde der Flugbetrieb eingestellt.

Alles begann mit dem Ritterorder der Templer

Wappen des Stadtteil Tempelhof mit dem Templerkreuz
Wappen des Stadtteil Tempelhof mit dem Templerkreuz

Um 1190 errichtete der geistliche Ritterorden der „Templer“ auf dem Gelände des heutige Flughafen die Komturei Tempelhof. Der Platz lag auf einer leichten Anhöhe zwischen zwei Gewässer. Das Wort Kompturei leitet sich vom lateinischen Wort „commendare“ für anvertrauen oder empfehlen ab. Übersetzt bezeichnet es eine Niederlassung von Ordensrittern. Der Papst gab den Templern nach

dem verlorenen Kampf um Jerusalem (1187) Land, um das Gebiet in Berlin zu christianisieren.

   

Östlichste Niederlassung des Templerordens

Bei Thalia bestellen: Die Templer
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Die Komturei Berlin war zu jener Zeit die östlichste Niederlassung des Deutschen Großpriorats des Ritterordens „Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem „. Nach der Auflösung des Ordens 1312 gingen die Besitztümer und der „Tempelhof“ an den Orden der Johanniter über.

Ab dem Jahr 1351 wurde das Tempelhofer Feld auf dem der heutige Flughafen steht, erstmals urkundlich erwähnt. Ursache war der Friedensschluss des Markgrafen Ludwig mit der Doppelstadt Berlin/Coelln Später verwaltete der Johanniter Orden das Feld und übergab es 1435 an die damalige Doppelstadt Berlin/Coelln aus der später Berlin entstehen sollte.

Die Komturei Berlin war damals die östlichste Niederlassung des Deutschen Großpriorats des Ritterordens „Christi vom Tempel zu Jerusalem“

   

 

Die Ritter des Templerorden

Siegel der Tempelritter
Siegel der Tempelritter

Der Templerorden war ein Ritterorden der von 1118 bis 1312 bestand. Er wurde im Zuge des ersten Kreuzzugs zur Eroberung Palästinas gegründet (1096 bis 1099). Später setzte man ihn auch zum Schutz der Pilger nach Jerusalem ein. Im Laufe der Zeit wurde der in Europa weit verbreitete Ordern wirtschaftlich immer erfolgreicher. Durch das Verleihen von Geld (auch an Muslime) und die Erfindung der Kreditbriefe (vergleichbar mit den heutigen Reiseschecks) sowie der Nutzung der Buchführung, kam der Order zu ungeahntem Reichtum. Doch bald wurde er vom Papst als Bedrohung für seine Machtstellung geächtet. In der Folge ließ der Papst dessen Mitglieder verfolgen und den Orden 1312 auflösen. Foto von Hinterkappelen CC BY-SA 3.0

Flugzeug Hangar Berlin Tempelhof
Flugzeug Hangar Berlin Tempelhof

Preußen veranstaltet erst Militärparaden und Flugversuche auf dem Tempelhofer Feld

Der preußische König Friedrich Wilhelm I. ließ 1722 erstmals eine Militär-Parade auf dem Tempelhofer Feld durch die dortige Garnison abhalten. Später entstanden hier auch Kasernen für dessen Armee. ab 1884 wurde die Ballon-Detachement des Preußischen Heeres in Schönefeld/Tempelhof stationiert. Wenig kam es zu einem ersten Unfall. Der Motor getriebene Ballon von Hermann Wölfert, einem Pionier der deutschen Luftfahrt, stürzte hier ab (1897). Die anschließende Ära der aus Aluminium gefertigten Ballons und Zeppeline begann am Tempelhof 1909 mit den Flügen von David Schwarz und der LZ6 von Graf von Zeppelin. Kurz darauf hoben bereits die ersten Flugzeuge von Tempelhof ab. Orville Wright führte sein erstes Fluggerät auf dem Feld von Tempelhof vor. Dicht gefolgt vom Franzosen Hubert Latham, der auch durch seinen Flug über den Ärmelkanal von sich reden machte (beide Ereignisse aus dem Jahr 1909).

Erste NS-Bauabschnitte und Linienflüge folgen

Der aus Königsberg stammende Architekt Bruno Möhring (geboren 1863) wurde 1912 mit der ersten Bebauung des Geländes beauftragt. Dabei entstanden Häusern und die Planierung des 1,5 Millionen Quadratmeter großen Tempelhofer Damm wurde durchgeführt. Der 2. Bauabschnitt erfolgt zwischen 1920-24 auf Initiative des Reichsverkehrsministeriums unter Leitung der Architekten Fritz Bräuning (auch Empfangsgebäude des S-Bahnhofs Nikolassee) sowie Eduard Jobst Siedler. Hierbei konnten die ersten großen Flugzeughallen sowie eine Abfertigungshalle fertiggestellt werden.  Die Arbeiten beinhalteten überdies auch den Ausbau der Abfertigungshalle mit einer Klinkerfassade.

Die Gründung der „Deutsche Luft Hansa A.G.“

Junkers F13 1919 Junkers Museum Dessau
Junkers F13 1919 Junkers Museum Dessau

1923 eröffnet der Flughafen Tempelhof seine Pforten. Schon drei Jahre darauf erfolgte die Gründung der „Berliner Flughafen-Gesellschaft mbh“ (BFG), die heute die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld betreibt. Zudem fallen auch die Geschäfte des neuen Flughafen Berlin Brandenburg unter ihre Verantwortung. Kurz darauf fusionierten die beiden bedeutenden Fluggesellschaften „Deutscher Aero Lloyd“ und „Junkers Luftverkehr AG“ zur „Deutsche Luft Hansa A.G.“ Die neue Gesellschaft wählte den Flughafen Tempelhof ihren neue Hauptsitz. Die ersten Linienflüge führen direkte nach München oder Österreich. Zum Einsatz kamen Junkers Flugzeuge des Typs F13.1953 erfolgt die Umbenennung in „Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf“ (LUFTAG) und nach dem Rückkauf der Namensrechte 1954 wieder mit dem Traditionsnamen Deutsche Lufthansa AG.

Tower des Flughafen Tempelhof
Tower des Flughafen Tempelhof

Daten und Fakten zum Flughafen Tempelhof:

  • Erste Erwähnung des Tempelhofer Feld: 1351
  • Eröffnung des Flughafen Tempelhof: 1923
  • Erster Ausbau: 1912-1914 unter Bruno Möhring
  • Zweiter Ausbau: 1920-1924 unter Fritz Bräuning und Eduard Jobst Siedler
  • Dritter Ausbau: 1935-1941 unter Ernst Sagebiel
  • Fläche des Flughafenfeld: 300 Hektar
  • Fläche des Flughafengebäude und Vorfeld: 55 Hektar
  • Bruttogeschossfläche: 300.000 Quadratmeter
  • Gebäude-Länge: 1.230 Meter
  • Beginn der Luftbrücke: 1948
  • Ende der Luftbrücke: 1949
  • Fluggäste 1938: 247.453
  • Flugpassagiere 1973: 4.779.411
  • Fluggäste 2007: 350.000
  • Anzahl Flüge der Rosinenbomber: 280.000
  • Landung eines Rosinenbombers: Alle 3 Minuten
  • Flughafencode: THF

Ernst Sagebiel entwirft in den 30er Jahren einen Flughafen-Neubau für das NS-Regime

Bei Thalia bestellen: Der Flughafen Tempelhof
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Ernst Sagebiel
Ernst Sagebiel

Aufgrund des stark zunehmenden Verkehrsaufkommens in den 30er Jahren, mussten die Kapazitäten des Flughafen Tempelhof schnell erweitert werden. Die Nationalsozialisten beauftragten daher 1935 Ernst Sagebiel (1892 in Braunschweig geboren) mit dem Bau eines monumentalen Flughafen. Sagebiel entwarf unter anderem später auch das 1938 errichtete Reichsluftfahrtministerium an der Wilhelmstraße, in dem sich heute das Bundesministerium der Finanzen befindet (Detlev-Rohwedder-Haus). Der Neubau war für sechs Millionen Fluggäste pro Jahr ausgelegt, um dem zu jener Zeit größten Verkehrsaufkommen aller europäischen Städte Herr zu werden. 1941 konnte das 307.000 Quadratmeter umfassende und damals größte Gebäude der Welt eingeweiht werden. Übertroffen wurde Tempelhof in der Fläche erst später vom Pentagon Gebäude in Washington.

Die Jagdflieger-Produktion am Flughafen Tempelhof zur Kriegszeit

Ehemaliger Bahnanschluss für die Jagdflugzeug Produktion
Ehemaliger Bahnanschluss für die Jagdflugzeug Produktion

Im Zweiten Weltkrieg wurden in Teilen des Flughafen Tempelhof „Junkers 87“ Sturzkampfbomber, „Focke-Wulf 190″ Jagdflugzeuge sowie Radargeräte des Typs „Würzburg“ hergestellt. Über 8.000 Arbeiter wurden beschäftigt. Insgesamt wurden 2.000 Stukas der Weser Flugzeug GmbH hier zwischen 1940 und 1945 gefertigt. Dazu verlegte der Reichsluftfahrtminister Hermann Göring das Werk komplett aus Bremen nach Berlin. Die Hälfte von ihnen waren Zwangsarbeiter des Konzentrationslager Columbia auf dem Areal. Vor dem Hauptgebäude in einem unterirdischen Bunker, befand sich das Archiv der Luftwaffe. Es beinhaltete tausende Luftaufnahmen aus leicht entzündlichem Zelluloid. Das Archiv brannte bei der Erstürmung durch die Rote Armee vollständig aus. Auf Grund seiner strategischen Bedeutung wurde das Flughafengebäude jedoch nur geringfügig beschädigt. Nachdem die Rote Armee das Gelände im Kampf um Berlin erobert hatte, wurde es später zur „Tempelhof Air Base“ der US-Streitkräfte.

Für die Freiheit Berlins: Die „Berliner Luftbrücke“

Denkmal für die Berliner Luftbrücke
Denkmal für die Berliner Luftbrücke

Ab 1948 blockierte die Rote Armee die Versorgung der isolierten Stadt Berlin über den Landweg, um sich der Stadt habhaft zu werden. Die Siegermächte Frankreich, England sowie die Vereinigten Staaten von Amerika entschieden sich daraufhin, Berlin über eine Luftbrücke zu versorgen. So flogen die Briten vom Flughafen Hamburg und die Amerikaner vom Flughafen Frankfurt nach Berlin. 2,2 Millionen Einwohner Westberlins wurde hierdurch über ein Jahr mit allen notwendigen Lebensmitteln und Brennmaterial wie Kohle versorgt. Alle drei Minuten landete ein sogenannter Rosinenbomber auf einem der beiden Rollfelder des Flughafen Tempelhof. Jedes Flugzeug hatte für die Landung nur einen einzigen Versuch und musste bei nicht Gelingen wieder umkehren. Zur Freude der auf die Flugzeuge wartenden Kinder, warfen die Piloten kleine Geschenke und Süßigkeiten ab. Der Begriff „Rosinenbomber“ war geboren, erschaffen vom Berliner Volksmund. Nach einem Jahr erkannte die Rote Armee das die Blockade keinen weiteren Sinn ergab und hob sie auf. Als Andenken wurde das Denkmal für die Berliner Luftbrücke erschaffen (Berliner Volksmund: Hungerharke).

Auf der Tempelhof Air Base landete alle drei Minuten ein Rosinenbomber!

 

Die Nachkriegszeit am Tempelhof begann zunächst verheißungsvoll…

Zum Gedenken an die Piloten der Luftbrücke und deren 280.000 Flüge, ließ man 1951 das „Luftbrückendenkmal“ vor dem Flughafengebäude errichten. Kurz darauf wurde auch der zivile Flugbetrieb am Flughafen Tempelhof wieder aufgenommen. Nach baulichen Erweiterungen bis zum Jahr 1962 flogen ab 1971 bis zu 5,5 Millionen Passagiere pro Jahr vom Flughafen ab. Doch 1975 endet die große Ära von Tempelhof. Nach der Inbetriebnahme des neuen Flughafen Tegel, entschließt man sich den Betrieb in Tempelhof einzustellen. Erst 1985 sollte dieser wieder für Geschäftsreisende und Privatjets öffnen. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1991 entschied man sich in Berlin für den Bau eines neue Großflughafen in Berlin-Schönefeld. Ab 2008 wurde der seit 1995 unter Denkmal stehende Tempelhof Flughafen ganz für An- und Abflüge geschlossen.

Flughafen Tempelhof Abfertigungshalle
Flughafen Tempelhof Abfertigungshalle

Die heutige Nutzung der Flughafen Gebäude

Der Verein Berliner Unterwelten bietet Führungen in den Gebäuden des ehemalige Flughafen Tempelhof an. Dabei werden auch die sonst verborgenen Bereiche der Anlage gezeigt. Auf dem Areal der Flughafen-Landebahnen erholen sich heute die Berliner im 2010 eröffneten „Tempelhofer Park“. 2016 stimmte der Berliner Senat für eine Teilbebauung des Geländes. Die Bürgerinitiative „Tempelhofer Freiheit„, die Partei die Linke sowie die Grünen sprachen sich jedoch erfolgreich gegen diese Pläne aus. Gerne wird der alte Airport auch als Kulisse für Kinofilme gebucht. So war der Ort im Film „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ mit Tom Cruise, die „Bourne Verschwörung“ mit Matt Damon sowie dem Film „Comedian Harmonists“ zu sehen.


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Alle Motive sind original made by Berlinbilder.net

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Auf dieser Berlin Karte findest du den Flughafen Tempelhof

Christoph Janß

Hallo, ich bin Chris, Tourismus Blogger und Hobbyfotograf aus dem schönen Hamburg. Ich habe ein Faible für Geschichte, Architektur sowie Naturaufnahmen. Als Freelancer und Marketer helfe ich Kunden bei ihrem Marketing.
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